Nachdem die „Normalität“ in Ecuador zurückgekehrt war (ohne dass die grundlegenden Probleme auch nur in Ansätzen gelöst wären) stand bereits das nächste Ereignis an: Im Rahmen der Mitgliedschaft im Verein MINT-EC (als eine der drei Auslandschulen, die ihm angehören) werden immer wieder auch Fortbildungen für Schulleiter in Deutschland angeboten. Da Ende Oktober eine sehr interessante zum Thema „Change Management“ in Bremen stattfinden sollte, bin ich kurz entschlossen nach Deutschland geflogen. Zufällig war die Fortbildung in den letzten beiden Tagen vor den Herbstferien, so dass wir beschlossen, uns vor meinem Rückflug in Madrid zu treffen und die Ferien dort zu verbringen.
Die Fortbildung fand in der Jacobs University statt, eine ganz interessante und für deutsche Verhältnisse sehr ungewöhnliche Universität, privat und im Stile eines amerikanischen Colleges sehr international ausgerichtet und mit Studiengebühren von 28000 €. Sie war sehr informativ und sicherlich können wir die Informationen in Zukunft sehr gut für unsere Prozesse verwenden. Die Reise hatte sich also gelohnt.
Weil ich schon einmal in Deutschland war, habe ich mich auch mit den Kindern getroffen, die dafür die (zum teil recht lange) Fahrt nach Bremen auf sich genommen haben. Gemeinsam haben wir dann den Tag bei schönstem Herbstwetter in Bremen verbracht, insgesamt sehr schön.
Am folgenden Tag bin ich dann nach Madrid zurückgeflogen, wo Barbara und ich ein paar Tage verbringen wollten. Wir hatten zwar das Gefühl, dass die Stadt viel zu groß sei für die wenigen Tage, die wir zur Verfügung hatten, aber mit einer Beschränkung auf die Highlights sollte das schon gehen. Wobei es nicht ganz einfach war, diese als solche zu identifizieren. Natürlich werden von allen Reiseführer Prado und Königspalast (und noch weitere Museen) an die erste Stelle gesetzt, aber nicht immer stimmen wir (im Nachhinein) mit diesen Einschätzungen überein.
Trotzdem haben wir uns darauf eingelassen und nach dem ersten Tag, den wir im wesentlichen durch die Stadt spaziert sind, den Besuchsmarathon begonnen. Dabei mussten wir immer wider längere Wartezeiten in Kauf nehmen, obwohl wir die Tickets im Vorfeld online gekauft hatten. Allerdings gibt es keine systematische Zugangskontrolle und sogar beim Kauf für einen bestimmten Zeitslot interessierte das dann letztlich niemanden.
Einen großen Teil der Touristen bildeten asiatische Reisegruppen, die überall in der Stadt zu finden waren. Nicht direkt unangenehm, aber Spanisch war eindeutig nicht die meist gehörte Sprache – und das in der (vermutlichen) Nebensaison.
Mit der Entdeckung der Stadt hatte wir einige Schwierigkeiten. Gefühlt war so ungefähr in jedem zweiten Haus ein Restaurant, was an sich ja gar nicht schlecht ist, aber die Abwechslung war dann doch etwas klein. Hauptsache fleischlastige, traditionell spanische Küche zu recht hohen Preisen. Später haben wir dann auch noch anderes entdeckt, aber so überzeugend wie wir es uns vorgestellt hatten, war es dann nicht. Absolut erstaunlich war die riesige Menge an Schinken in den zahlreichen Spezialgeschäften. wir hatten den Eindruck, dass es so viele Schweine gar nicht geben könne in Spanien und das bei Preisen bis zu 600 € pro Bein.
Gefehlt haben uns aber vor allem die kleinen und besonderen Läden, die wir wie die Nadel im Heuhaufen suchen mussten, die aber Sightseeing für uns so interessant machen. Vor allem Kunsthandwerk oder Galerien haben wir vergeblich gesucht, auch wenn wir den einen oder anderen Schmuckladen gefunden haben. Wie Sand am Meer gab es hingegen Luxusmode mit allen bekannten Marken und den genauso bekannten unwahrscheinlichen Preisen, also nichts für uns (und nicht nur wegen der Preise).
Museen konnten wir nach dem dritten Tag dann nicht mehr sehen, vor allem weil der überwiegende Teil der Ausstellungsstücke aus dem 17. – 19. Jahrhundert kam und zwar in absolut überwältigenden Mengen, was insbesondere im Prado der Fall war, wo wir stundenlang durch die Säle gegangen sind. Eine Ausnahme war das Caixa-Forum, ein Ausstellungsgebäude der „Sparkasse“, wo des neben etruskischer Kunst auch sehr interessante moderne Werke zu sehen gab. Der Königspalastes en wir zuletzt besichtigt haben, hat uns dann den Rest gegeben. Ein protziger (und in unseren Augen geschmackloser) Raum nach dem nächsten mit wenig Licht, aber umso mehr Gold und großen Gobelins (von denen heute einer pro Quadratmeter 9000 € kostet und die immer noch nach Vorlagen von Goya hergestellt werden).
Schön sind die Parks und Gartenanlagen in Madrid, vor allem der Retiro Park hat uns gut gefallen mit seiner Weitläufigkeit mitten Zentrum.
Zuerst hatten wir gedacht, dass wir sicherlich bald wiederkommen würden, um noch mehr von der Stadt zu erleben, inzwischen sind wir nicht mehr so sicher. Mal sehen.