El Ángel

Der gestrige Tag stand im Zeichen der besonderen Vegetation des Nordens: Frailejones und Polylepis.

Nach dem Frühstück (reichhaltig und schmackhaft) sind wir zunächst nach Mascarilla gefahren. Dort gibt es eine Kooperative von Frauen mit afrikanischer Herkunft, die Kunsthandwerk – hauptsächlich Masken – anfertigen. Im Übrigen war der Laden gar nicht einfach zu finden. Wir haben auch gleich zwei große und zwei kleine Masken gekauft, sie machen sich bestimmt gut in unserem Haus.

Das nächste Ziel war ein Rundweg im El Ángel  Nationalpark, der durch einen anscheinend intakten Bestand von Frailejones führte. Der Eindruck war überwältigend. Schon bei der Anfahrt (15 km Piste vom nächsten Ort) entstand mehr und mehr der Eindruck auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Die Pflanzen sind wirklich einmalig. Ihre besondere Wuchsform macht sie perfekt für das hier oben (3500 m) herrschende Klima. Die Gipfel liegen häufig im Nebel, echten Niederschlag scheint es aber eher selten zu geben. Die Pflanzen können die Feuchtigkeit aus dem Nebel aufnehmen, speichern und wieder abgeben. Dabei gelangt das Wasser insbesondere in den Boden, der sehr humos ist und fast torfartig.

Bei dem Rundweg gab es auch einen kleinen Verkaufsstand. Wir haben uns dort mit Brötchen und einem Tee aus einer endemischen Pflanze gestärkt. Wenn wir den Namen des Tees richtig mitbekommen haben, wir er „Sumfo“ genannt. Schmeckt ein bisschen nach Pfefferminze und soll vor allem gegen die Kälte und Anpassungsschwierigkeiten an die Höhe helfen.

Danach haben wir uns auf den Weg zu unserem letzten Quartier gemacht, wo wir zwei Nächte bleiben wollten. Die Anfahrt war ein wenig abenteuerlich, da das Kartenmaterial mit dem wir arbeiten (Google und OpenStreetMap) viele Straßen nicht kennt. Insbesondere GoogleMaps ist in dieser Gegend kaum zu gebrauchen.

Aber schließlich sind wir glücklich angekommen. Wir mussten dann erfahren, dass unsere Zimmer noch nicht fertig seien. Das war natürlich kein Problem, da wir sowieso zuerst etwas essen wollten. Der Rezeptionist hat uns dann (warum auch immer) zum Restaurant gebracht. Dort war es gar nicht so einfach das Personal davon zu überzeugen, dass wir einen Tisch für vier haben wollten. Aber auch das ist uns schließlich gelungen. In diesem Moment kam ein weiterer Angestellter der Lodge und teilte uns mit, dass „es“ noch 10 Minuten dauern würde. Wir könnten im Aufenthaltsraum einen Tee bekommen (Sumfo natürlich). Er würde uns dann abholen. Blöderweise haben wir uns darauf eingelassen (die Sprachbarrieren!). Wer dann nicht wiederkam, war der Angestellte. Wir sind dann doch wieder zurück ins Restaurant gegangen, wo wir tatsächlich nach einiger Zeit etwas zu essen bekamen (leider nicht sehr überzeugend). Wir waren inzwischen auf 180 und drauf und dran, direkt nach Hause zu fahren. Endlich kam aber jemand mit unseren Schlüsseln. Er sagte, dass er uns abholen würde, wenn wir mit dem Essen fertig seien, um uns unsere Zimmer zu zeigen. Nach weiteren 15 Minuten in dem (ungeheizten!) Raum (draußen waren es etwa 8 Grad), kam er dann. Die Zimmer lagen 150 m auseinander (jeweils in kleinen Hütten) und waren (natürlich) ungeheizt. In Barbaras und meinem stand zumindest ein kleiner Heizlüfter, bei den Kindern gab es bis auf Heizdecken auf den Betten nichts. Das hat unsere Laune natürlich sofort wieder gehoben. Gleichzeitig erfuhren wir, dass die Nachmittagsexkursion (hier ist alles inklusive) sofort beginnen würde. Wir hatten noch nicht einmal unser Gepäck aus dem Auto geholt, geschweige denn uns adäquat angezogen. Es stellte sich dann heraus, dass es etwas später noch eine zweite geben würde, der wir uns anschließen könnten. Der Führer sprach von 40 Minuten. Wir waren etwas zu früh (wer hätte das gedacht) und warteten. Die 40 Minuten waren um, es wurden 50, eine Stunde und immer noch passierte nichts. Der Führer war inzwischen immer mal wieder zu sehen, aber damit beschäftigt eine weitere Gruppe von Gästen unterzubringen. Irgendwann ging es dann trotzdem los. Die Gruppe umfasste etwa 20 Personen (viel zu viele also). Entsprechend langsam ging es voran. Und das bei (für uns sehr ungewohnten niedrigen Temperaturen). Die Erklärungen waren selbstverständlich auf spanisch, aber ganz gut zu verstehen und sehr interessant.

Da wir erst relativ spät losgekommen waren, wurde es langsam auch dunkel. Das war durchaus von Vorteil, machte alles etwas geheimnisvoller. Vor allem nachdem wir wieder auf dem Talboden angekommen waren, wo die Polylepis-Bäume wachsen.

Diese kommen nur hier vor und auch nur noch auf 30 ha. Sie wachsen sehr langsam (1 mm Durchmesser in 10 Jahren). Einige Bäume haben einen Durchmesser von 40 cm und mehr, sind also mehr als 4000 Jahre alt und gehören somit

zu den ältesten Lebewesen des Planeten. Die Rinde schält sich in papierartigen Stücken ab. Anscheinend ist das ein Schutz vor zu viel Bewuchs mit Moosen und Flechten. In 1000 Jahren käme da sonst eine Menge zusammen.

Die Nachwanderung haben wir uns geschenkt. Uns war viel zu kalt und im Dunkeln unterwegs waren wir ja auch schon.

Den Abend haben wir dann statt dessen im Aufenthaltsraum mit großem Kamin (ein bisschen Jugendherbergscharakter) verbracht und haben Carcassonne gespielt. Die Nacht war soweit in Ordnung nachdem wir in unsere Betten geschlüpft waren.

Nach dem Frühstück wurde noch eine weitere Wanderung angeboten. Diese sollte bis auf etwa 4000 m führen und drei Stunden dauern. Den Kindern ging es nicht so gut (Bauch respektive Fuß), also haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Verfrüht wohlgemerkt, eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben, aber die Erfahrungen des ersten Tages reichten vollkommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.