Wie beschreibt man eine so außergewöhnliche Reise wie unsere Radtour durch den Westen von Kuba? Alle Details würden den Rahmen deutlich sprengen und der Verzicht darauf dazu führen, dass die Eindrücke, die wir gewonnen haben überhaupt nicht zum Tragen kommen.
Also ein Kompromiss: So viele Details wie nötig, so wenige wie möglich.
Die Ankunft in Havanna brachte schon einen Vorgeschmack auf einige der Schwierigkeiten mit sich, denen wir in den folgenden zwei Wochen begegnen sollten: Wir hatten einen Transfer vom Flughafen zum Hotel gebucht. Es stellte sich heraus (vorher war es uns nicht aufgefallen), dass es sich dabei um einen Sammeltransport handelte, so dass wir erstens herausfinden mussten, mit welchem Bus wir fahren würden und zweitens – nachdem uns das unter Mühen gelungen war – auf die anderen Mitreisenden warten mussten (bei 30° im Schatten). Zu allem Überfluss konnte der Bus uns nicht bis zum Hotel fahren, wir mussten vorher aussteigen und etwa 300 m mit unserem recht unhandlichen Gepäck laufen.
Das Hotel hatten wir ganz gut ausgesucht: Direkt um die Ecke der Plaza Vieja und einigermaßen ruhig und sauber sowie ganz ordentlichem Service. Obwohl wir schon früh in Havanna waren haben wir dann wegen der beschwerlichen Anreise nur noch wenig Zeit gehabt und sind daher nachdem wir ein wenig herumgeschlendert sind (und schon dabei so einiges Interessantes entdeckt haben wie zum Beispiel eine „Künstlerwerkstatt“ mit unwahrscheinlich vielen guten Bildern, von denen wir einige einfach hätten mitnehmen können, noch dazu zu unglaublichen Preisen, aber mit dem Fahrrad?) ziemlich bald Essen gegangen.
Am nächsten Morgen sollten uns die Fahrräder gebracht werden, mit denen wir dann zunächst eine geführte Stadtrundfahrt machen sollten. Das hat auch gut geklappt, der Guide war überpünktlich (Schweizer eben). Leider konnten wir dann aber nicht wie geplant unmittelbar losfahren, da wir unsere mitgebrachten Pedalen nicht montieren konnten. Die vorhandenen Pedalen saßen so fest, dass erst ein großer Schraubenschlüssel geholt werden musste, um sie abzumontieren. Das hat fast eine Stunde gedauert. Ziemlich blöd und vermeidbar.
Die Fahrt durch die Stadt am Malecon entlang mit einer großen Menge an Kunst rechts und links und durch die Außenbezirke der Innenstadt wieder zurück war ungeheuer interessant und unser Guide wusste viele Details zu erzählen.
Durch unseren etwas verspäteten Aufbruch waren wir dann erst gegen 13 Uhr zurück und nach einem kurzen Mittagessen (eher -trinken allerdings) stellten wir dann fest, dass das Kunstmuseum, das wir eigentlich besuchen wollte, sonntags bereits um 15 Uhr schließt, so dass sich der Besuch nicht mehr lohnte.
Also haben wir uns die Stadt angesehen. Beeindruckt hat uns insbesondere der Prado, eine Flanierstraße mit einem breiten Mittelstreifen für Fußgänger, wo wiederum Künstler ihre Arbeiten präsentierten. das ist natürlich in so einer Stadt nicht außergewöhnlich. Besonders war aber, dass immer wieder Gruppen von Kindern dort saßen, die unter Anleitung malten und zeichneten. Hier sind wir zum ersten Mal mit den wenigen Vorteilen des kubanischen Systems in Kontakt gekommen: Offenbar wird großer Wert auf Bildung gelegt.
Ansonsten ist die Stadt zum einen von Touristen überflutet und zum anderen unglaublich zerfallen. Die Menschen hausen geradezu in Löchern, die zwar einst eine schöne Fassade hatten, jetzt aber nur noch einen morbiden Charme verbreiten.
Dazu passt dann natürlich auch der Straßenverkehr, der zum großen Teil von amerikanischen Oldtimern aus den 50er Jahren dominiert wird (genau wie im Klischee). Diese Autos sind zwar schön anzusehen (wobei mir immer noch nicht klar ist, was diese Schönheit ausmacht – einfach nur Nostalgie oder wirklich eine besonders gelungene Gestaltung), sind aber scheußlich laut und dreckig.
Ein Restaurant zum Abendessen zu finden war dann nur insofern ein Problem als dass die Auswahl unüberschaubar ist und eine Entscheidung schwer fällt.