Buenos Aires 2018

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Für die Herbstferien hatten wir uns überlegt, eine Städtereise zu machen. Lange hatten wir überlegt, welche Stadt am ehesten infrage kommen würde. Zur Auswahl standen neben Buenos Aries México City, New York, aber auch Lima und Santiago de Chile.

Relativ bald war uns klar, dass wir in eine Stadt wollten mit einem reichhaltigen kulturellen Angebot, insbesondere aber auch mit gutem Wetter. Optimal schien da Buenos Aires zu sein, New York im Herbst war uns zu unsicher und México zum einen zu groß und zum anderen wollen wir sowieso noch eine Reise durch das Land machen, da sollten auch drei Tage für die Hauptstadt drin sein. Nach Argentinien müssen wir zwar auch noch (Patagonien ist einfach ein Muss), aber das Land ist so riesig, dass dann wahrscheinlich keine Zeit mehr für BA bliebe.

Vor allem hat aber die Aussicht auf Frühling den Ausschlag gegeben, den wir seit zwei Jahren nicht mehr erlebt haben.

Die Anreise gestaltete sich leider ziemlich kompliziert. Da es nur einen Direktflug von Quito aus gibt und auch den nur Wochentags und morgens um 4, sind wir über Panama (!!) geflogen, so dass wir auf em hinweg von Haus zu Haus 17 Stunden unterwegs waren. Der Rückweg ist etwas kürzer, aber doch auch reichlich lang. Dadurch sind wir am späten Abend angekommen, was wegen der Zeitverschiebung zu Quito aber ganz erträglich war. 

Erst am zweiten Tag unseres Urlaubs haben wir also begonnen die Stadt zu erkunden. Das haben wir weitgehend zu Fuß gemacht, was in Buenos Aires wirklich gut geht. (Insgesamt sind wir in unseren 6 Tagen so fast 100 km gelaufen.) Angefangen haben wir mit San Telmo, so etwas wie ein Künstlerviertel mit Galerien und Antiquitäten. Uns sind bald die Augen übergegangen in Ansicht des unglaublichen Angebots. Gekauft haben wir nichts, einfach weil wir uns nicht entscheiden konnten (das haben wir dann später nachgeholt). 

Am nächsten Tag haben wir uns mit dem Zug auf den Weg in einen Vorort gemacht, um dort einen Antiquitätenmarkt zu besuchen, der sonntags an einem Bahnhof stattfindet. Ganz interessant, aber als solches sicher kein Ziel. Für uns war es einfach ein Anlass die Stadt in verschiedenen Facetten kennenzulernen. Interessant war zu beobachten wie viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs waren. Die entsprechende Infrastruktur war auch vorhanden: An mehreren Bahnhöfen gab es Cafés extra für Radfahrer. Auf dem Rückweg sind wir früh wieder ausgestiegen und nach einem längeren Fußmarsch noch in einem weiteren „In-Viertel“ gelandet, das von Kneipen, Bars und Designläden dominiert ist. Tatsächlich sind wir dann am Abend (nachdem wir uns im Hotel ein wenig erholt hatten und diesmal mit dem Taxi zurückgekehrt, um dort zu Abend zu essen und noch ein eine Bar zu gehen.

Für den folgenden Tag hatten wir ein Auto gemietet und sind damit in die Pampa nach San Antonio de Areco gefahren, eine Kleinstadt mit einem Museum zur Gauchokultur. Auch hier war wieder der Weg das Ziel. Die Stadt war ganz nett, etwas verschlafen, das Museum auch soweit ganz interessant, aber nicht weiter spektakulär. Auch hier gab es aber ein nettes „Restaurant“ mit angeschlossenem kleinen Laden, in dem einheimische Produkte und hier vor allem Wein verkauft wurden. 

Der nächste Tag war leider verregnet und wir haben relativ viel Zeit im Museum verbracht, was aber auch nur begrenzt möglich war, nicht aus Mangel an Museen, sondern wegen unseres mangelnden Durchhaltevermögens. Zum Ausgleich sind wir noch einmal nach San Telmo gegangen und haben einige einheimische „Kunstobjekte“ gekauft. Wie schon vorher erwähnt, ist die Auswahl riesig. Vieles ist etwas „naiv“ und aus ganz einfachen Materialien insbesondere Resten und Abfällen, aber sehr eigenständig wie wir es bisher nicht gesehen hatten.
Zum Abendessen waren wir in einer Brasserie, die wir schon am ersten Tag gefunden hatten, wo wir aber nur einen Kleinigkeit gegessen hatten. Einfach nur gut.

Am nächsten Tag sind wir ins Tigre-Delta gefahren, eines der größten Flussdeltas der Welt und ein beliebtes Naherholungsgebiet der Porteños (= Einwohner von BA). Wir hatten dazu eine Tour gebucht bei einem deutschen Reisebuchautor, der im Sommer in Buenos Aires lebt. Zwar sind wir nicht allzu tief ins Delta gefahren (dafür ist es einfach zu groß), aber vor allem das Gespräch über Argentinien im besonderen und Südamerika im allgemeinen war extrem interessant. Tatsächlich waren wir insgesamt neun Stunden unterwegs, wobei leider relativ viel Zeit fürs Warten auf Züge und Boote draufging.
Am Abend haben wir eine Tangoshow besucht, allerdings ohne Abendessen, was sie dort immer anbieten. Die Show war von der Performance der Musiker, Sänger und Tänzer ganz phantastisch, leider war die Musik nichts Neues, sondern es wurden alte Sachen von Piazzolla gespielt (hätten wir uns vielleicht denken können in einem Theater, das „Piazzolla“ heißt).

An unserm letzten Tag sind wir dann auch endlich einmal U-Bahn gefahren (heißt hier „subte“). Auch eine Erfahrung der besonderen Art: Schrecklich voll, aber schnell. Und beeindruckend aufgrund de Tickets. Alle haben eine Chipkarte, die aufgeladen und an den Eingängen oder auch in den Zügen entwertet wird. Superpraktisch! Unsere erster Weg hatte uns jedoch nach La Boca geführt, ein Hafenviertel, das eine kleine Straße beherbergt, die offenbar von allen Touristen besucht wird, vor allem(?) wegen der farbigen Häuser.  Wir waren glücklicherweise früh dran, trotzdem kamen schon die ersten Busladungen mit Touristen. (Apropos Touristen: Auf unserer Zugfahrt zu dem Antiquitätenbahnhof wurden wir gleich zweimal von offenbar Einheimischen nach der Abfahrt des Zuges gefragt. Man fällt als Europäer nicht auf.)
Hier sind wir dann auf eine weitere Galerie gestoßen, mit wieder richtig interessanten Objekten. In eines hatten wir uns besonders verliebt. Leider war es zu groß, um es im Flugzeug zu transportieren, so dass wir es schweren Herzens dalassen mussten.
Von dort haben wir uns auf den Weg zu einer Weinhandlung gemacht, da wir zumindest ein wenig argentinischen Wein mit nach Quito nehmen wollten. (Leider hatten wir nicht herausgefunden wie viel Wein wir nach Ecuador einführen dürfen, aber wir dachten, dass wir mit vier Flaschen wohl durchkommen dürften.) Die Auswahl war nicht einfach, vor allem weil wir natürlich etwas Besonderes haben wollten. Mit der Hilfe der Somelier haben wir das dann aber doch geschafft. Wir sind sehr gespannt, was wir da ausgewählt haben, probieren konnten wir nicht. Da wir noch weiter ins Museum wollten, haben wir die Flaschen dagelassen, um sie später abzuholen. Das Malba (Museum für lateinamerikanische Kunst) war sehr spannend, auch hier merkt man die starken europäischen Einflüsse. Nachdem wir unseren Wein abgeholt hatten, sind wir kurz ins Hotel gefahren, um ihn loszuwerden, um unser Abendprogramm unseres letzten Tages zu beginnen: Besuch des Naturschutzgebietes am Hafen, Besuch einer privaten Gemäldesammlung, Abendessen in einem „Nobelrestaurant“.
Für das Naturschutzgebiet war leider nicht ausreichend Zeit (es machte um 19 Uhr zu), so dass wir nur kurz hineinschauen konnten. Aber die Nähe zu der 14-Millionenstadt in Verbindung mit der Ruhe war schon toll. Das gleiche galt für die Bilder. Natürlich waren sie Teil einer Privatsammlung, so dass alle möglichen Einzelstücke aus allen möglichen Epochen vom 16. Jahrhundert bis zu Moderne zu sehen waren, diese waren aber wirklich gut ausgewählt.

Das Thema Essen verdient ein eigenes Kapitel, ein Absatz aber muss genügen. Ganz kurz: Das Angebot an guten Restaurants ist überwältigend. Überall wo wir waren war das Essen zumindest gut, auch wenn wir nicht dem Reiseführer oder anderen Empfehlungen gefolgt waren, sondern einfach das nächste Lokal, das uns gefiel, betreten haben. Für Fleisch ist Argentinien ja berühmt, hier können wir ohne weiteres zustimmen, auch wenn uns die Omnipräsenz großer, gebratener Fleischbrocken bald überfordert hatte. Gleich unsere erste Wahl stellte sich als hervorragend heraus, wir hatten geschmortes Lamm mit Kartoffeln, nichts Besonderes eigentlich, aber super gewürzt und das Fleisch ganz zart. Hinterher haben wir auch die Empfehlung im Reiseführer gefunden. Von der Brasserie habe ich schon gesprochen, französisches Flair, aufmerksame Bedienung und zum Beispiel eine wirklich gute Zwiebelsuppe. An unserem letzten Abend waren wir im Tomo 1, das sich im Hotel Continental befindet. Wir hatten ein kleines Menü mit Weinbegleitung. Hier waren wir das erste Mal etwas enttäuscht. Das Essen war gut und auch ganz interessant, der Wein in Ordnung, der Service auch, aber wir hatten mehr erwartet.

Wein: Da wir die quitoer Preise gewohnt sind, kam uns alles billig vor. Einen guten Wein haben wir für 20 € pro Flasche in jedem Restaurant bekommen und uns auch tatsächlich angewöhnt, eine dazu zu trinken. Dabei war es gar nicht so einfach, sich zu entscheiden, da einerseits die Weinkarten lang waren (tatsächlich überall) und andererseits es auch hervorragendes Bier gab. Am Ende war es dann mittags Bier und abends Wein. Etwas dekadent, aber im Urlaub geht das dann doch. Beides ist ist jetzt erst mal vorbei. Die Gewöhnung an die Einschränkungen in Quito wird uns nicht ganz leicht fallen. 

Jetzt sitzen wir im Flugzeug kurz vor dem Abflug nach Quito. Wir werden sicherlich nach Argentinien zurückkehren, vielleicht schon über Ostern. Erst nach Mendoza und von da ein wenig nach Patagonien. Ostern liegt ja recht früh, so dass wir noch akzeptables Wetter erwarten können.

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