Der Tag begann wieder trübselig, die Berggipfel im Nebel verschwunden und das Gefühl, dass es jederzeit zu regnen anfangen könnte.
Wenigsten ist das Frühstück in der Casa Verde (vegetarisch und ökologisch!) schmackhaft und gehaltvoll, auch wenn das anscheinend selbstgebackene Brot etwas gewöhnungsbedürftig ist. Auf jeden Fall gefällt uns die Atmosphäre dort sehr gut, ziemlich familiär ohne anstrengend zu sein.
Rafting konnten wir uns eigentlich nicht so richtig vorstellen, aber gebucht ist gebucht. Wir wurden dann etwas später als erwarte abgeholt, nicht überraschend, aber natürlich auch nicht wirklich angenehm.
Wir wurden dann in die Stadt zu dem Ladengeschäft des Touroperaters gefahren, wo wir noch einmal warten mussten, um dann ein ganzes Stück flussaufwärts also in der falschen Richtung zu einem weiteren „Stützpunkt“ (eine einsturzgefährdete Bretterbude innerhalb eines unbefestigten Geländes) zu fahren. Das war aufgrund des Verkehrs ziemlich zeitraubend. Dort bekamen wir dann Wetsuites, Schwimmwesten, Helme und Schuhe. Das Schlauchboot wurde auch dort zugeladen.
Unser Einstiegspunkt sollte flussabwärts liegen, so dass wir durch den starken Verkehr wieder zurück mussten – etwas 30 km! Dadurch waren wir vom Hotel aus ungefähr zwei Stunden unterwegs.
Dort angekommen hieß es umziehen und sich mit dem Boot vertraut machen. Unser „Team“ bestand aus uns vieren und zwei sympathischen jungen Frauen. Wir hätten es bestimmt schlechter treffen können.
Einmal auf dem Fluss war dann alles gut. Das Wetter hatte sich aufgeklart (worauf wir allerdings nicht vorbereitet waren mit kurzärmeligen Shirts und ohne Sonnencreme), so dass die Fahrt trotz des kalten Wassers, von dem wir immer wieder überschwemmt wurden, sehr angenehm war. Der Pestaza führte wegen der starken Regenfälle der letzten Tage ziemlich viel Wasser und entsprechend stark war die Strömung. Der Guide erweckte den Eindruck, als könnte das zu Problemen führen (aus dem Boot fallen, kentern, …) und bereitete uns darauf vor bis dahin, dass er vorschlug (eher verlangte), dass wir vor Beginn der Fahrt schon einmal ins Wasser springen sollten, um uns „daran zu gewöhnen“. Wir haben das natürlich nicht gemacht, da wir nicht nass im Boot sitzen und frieren wollten. Die Physik hinter dieser „Gewöhnung“ leuchtete ja sowieso nicht ein.
Die Realität sah dann ziemlich harmlos aus, auch wenn es immer wieder „Stromschnellen“ gab. Tatsächlich sind aus den anderen Booten (wir sind in einer Gruppe mit 7 Booten gefahren – aus Sicherheitsgründen!, aber wahrscheinlich eher, damit die beiden Begleitkayaks ausreichten, um Fotos und Videos zu machen). Unser Team hatte jedenfalls keine Probleme und die Fahrt hat unglaublich viel Spaß gemacht. Die Landschaft war beeindruckend, schon fast Tiefland, jedenfalls waren die Berge deutlich zurückgetreten. Im Fluss und am Ufer lagen riesige Kiesel, bei deren Größe man einen wagen Eindruck von der Gewalt des Wassers bekommen konnte. Im Übrigen schien das in früheren Zeiten noch wesentlich stärker gewesen zu sein, die 20 m hohen Ufer bestanden aus einer Schicht aus Kieselsteinen, müssen also Ablagerungen sein.
Nach etwa 2 Stunden und 18 km sind wir dann an unserem Ziel angekommen, etwas verbrannt, aber sehr zufrieden. Dort haben wir dann unsere trockenen Sachen wieder angezogen, das Boot aufs Auto gepackt und den Rückweg angetreten. Dieser wurde dann noch von einem „Lunch“ unterbrochen. Wir waren davon ausgegangen, Sandwiches zu bekommen, die wir gerne am Flussufer gegessen hätten. Stattdessen sind wir zu einem Restaurant gefahren (offenbar der Anlaufpunkt aller Raftingtouren), wo es ein warmes Essen gab, das besser war als erwartet. Trotzdem waren wir dann erst sechs Stunden nach unserem Aufbruch wieder zurück im Hotel, was unsere Zeitplanung ein wenig durcheinander brachte. Wir wollten noch am gleichen Tag zurück nach Quito, damit es wegen meines Fluges nach México keinen Stress geben sollte und wollten eigentlich im Hellen wieder zurück sein.
Also auschecken, noch einmal in die Stadt fahren, um die Maske, die wir tags zuvor gekauft hatten (ja schon wieder eine, diesmal modern und aus Metall) abzuholen und in dem Café, dass wir gefunden hatten (tatsächlich richtig guter Kaffee in Ecuador, wir wünschten, wir hätten so etwas in Quito) noch einen Kaffee trinken und einen Crêpe essen. Dadurch war es fast fünf, so dass wir mindestens bis acht unterwegs Wein würden.
Die Rückfahrt gestaltete sich dann auch dementsprechend anstrengend. Furchtbar viel Verkehr, obwohl die Rückreisewelle eigentlich erst am Dienstag sein sollte. Immerhin konnten wir endlich den Tungurahua sehen, da es im Laufe des Tages auch in Baños klar geworden war. Leider hielt sich das nicht die gesamte fahrt über. Irgendwann in der Nähe des Cotopaxi (nachdem wir zumindest durch Ambato durch waren – furchtbarer Verkehr mit schrecklich vielen Ampeln) fing es an zu regnen. In Verbindung mit der einsetzenden Dunkelheit und dem üblichen chaotischen Fahrverhalten der Ecuadorianer (nicht selten fahren die langsamsten Fahrzeuge links, dafür ist die rechte von drei Spuren vollkommen leer) brauchte es also volle Konzentration, um heil nach Hause zu kommen (vor allem wegen der häufigen Spurwechsel, wir haben halt eines der schnellsten Fahrzeuge hier …).
Aber auch das haben wir geschafft und waren wie erwartet um 8 in Quito. Dort sind wir zunächst noch etwas essen gegangen (wegen des Feiertags in einem für uns neuen Restaurant, da das von uns gewählte geschlossen war) und waren dann glücklich um neun zu Hause nach drei Stunden Autofahrt für 180 km!