Gestern hat uns die Wanderlust gepackt und wir haben erneut die Seilbahnn bestiegen, um zum Rucu Pichincha (4698 m) zu wandern. Die Reiseführer sind sich darin einig, dass die Strecke von der Bergstation des Teleferiqo in knapp 4000 m Höhe zu Quitos Hausberg einfach und mit mittlerer Kondition gut zu bewältigen ist.
Scheinbar sollte man Reiseführern nicht alles glauben. Oder wir müssen unsere Selbsteinschätzung bezüglich unserer Leistungsfähigkeit verändern. Jedenfalls haben wir bei 4500 m den Rückweg angetreten.
Wir hatten großes Glück mit dem Wetter. Als wir uns gegen 9 von Zuhause auf den Weg machten, war der Himmel strahlend blau bis auf die eine oder andere klitzekleine Wolke. dementsprechend gut war auch die Fernsicht. Perfekte Voraussetzungen also. Bis wir dann an der Bergstation angekommen waren (der Verkehr in Quito hält dann doch ziemlich auf), war es fast halb elf, höchste Zeit also loszuziehen vor allem auch weil Erin sich entschlossen hatte einen Tag Pause von der Familie zu machen und wir nicht so spät zurück kommen wollten.
Wie erwartet waren wir beileibe nicht die Einzigen auf dem Berg. Dabei reichte die Bandbreite der „Wanderer“ von Schuhen mit Keilabsätzen bis zu professionell ausgestatteten Kletterern. Wir bewegten uns dabei eher am professionellen Rand, wenn auch die hohen Wanderschuhe noch im Container sind.
Der Weg war natürlich leicht zu finden (jedenfalls zu Beginn, der auch von den unzureichend gekleideten begehbar war), aber doch erstaunlich steil. Und dabei fürchterlich staubig mit viel losem Untergrund, so dass wir schon aufpassen mussten nicht auszurutschen. Dazu kamen Ausschwemmungen vom Regen. Dementsprechend sind wir schon am Anfang ziemlich aus der Puste gekommen (der Preis für den erst kurzen Aufenthalt in der Höhe?) und mussten immer wieder anhalten und durchatmen.
Ziemlich bald trafen wir auf eine Station, an der Perde gemietet werden konnten, auf deren Rücken der Aufstieg sicherlich deutlich weniger anstrengend war.
Allerdings war für die Pferde dann auch irgendwann Schluss und es ging nur noch zu Fuß weiter. Hier begannen die Felsen und der Weg war nicht immer eindeutig zu erkennen. Zum Teil mussten wir regelrecht klettern, um überhaupt weiter zu kommen. Hinzu kam, dass es langsam empfindlich kalt wurde. Wir wünschten uns Handschuhe trotz der unverändert starken Sonneneinstrahlung. Auch frischte der Wind auf, was es nicht besser machte. Glücklicherweise waren wir darauf (bis auf die Handschuhe) eingestellt.
Die Mittagspause haben wir auf einem Felsvorsprung verbracht, der von moosartigen niedrigen Pflanzen bewachsen war. Sehr angenehm und weich! Die mitgebrachten Empanadas schmeckten nach der Anstrenung doppelt so gut.
Ein bisschen wollten wir dann doch noch weiter. Zunächst über die erste Felsenrinne, dann über die zweite und die dritte mit reichlich Kraxelei.
Zuletzt stand uns noch ein steiles Geröllfeld bevor. Vor diesem haben wir kapituliert und den Rückweg angetreten.
Von der Zeitplanung war das auch eine gute Idee. so waren wir um halb fünf wieder zurück und konnten nach einer Dusche und dem Kampf mit unserer neuen Waschmaschine, die sich auf unerklärliche Weise im Kindersicherungsmodus befand, den wir zunächst nicht abstellen konnten, auf den Weg ins Tal nach Cumbaya machen. Hier haben wir beim Italiener gut gegessen.
Rundherum ein gelungener Tag mit dem alle zufrieden waren.
Morgen früh machen wir uns auf den Weg nach Puerto Lopez. Wir sind sehr gespannt auf den Pazifik, den Regenwald und vor allem die Buckelwale. Und natürlich auf die Fahrt: Wir erwarten eine Fahrzeit von acht bis neun Stunden für etwa 400 km!