Unsere erste Etappe mit dem Rad sollte von Havanna nach Viñales verlaufen. Am Montag sind wir um 8 Uhr (wie wir dachten, früh) losgefahren. Der Weg aus Havanna heraus war etwas beschwerlich, auch wenn der Verkehr sich (nicht zuletzt im Vergleich mit Quito) in Grenzen hielt.
Unterwegs hatten wir an einem Straßenstand ein paar Bananen zur Wegzehrung gekauft, die wir mit der nationalen Währung bezahlt haben. Durch die beiden Währungen, Peso convertible (1 CUC= 1 $) und Peso nacionál (24 Peso = 1 CUC), sind die Preise in der nationalen Währung unwahrscheinlich niedrig.
Die weitere Strecke bis zu unserer ersten Übernachtung war weitgehend unspektakulär, wenn man davon absieht, dass alles neu war: Die Pferdekutschen und Ochsenkarren, elektrische Motorroller, tiefrote Erde und hellgrüne Vegetation.
Mit der Hitze haben wir uns zunächst sehr schwer getan, so dass wir für diese ersten 70 km knapp sechs Stunden gebraucht haben. Die Casa Particular (private Vermieter, die Pesos convertibles, also „Touristenwährung“ verlangen dürfen) lag etwa 8 km vor Las Terazas, ein Ort, den wir unbedingt ansehen wollten und uns etwas geärgert hatten, dass wir nicht direkt dort eine Unterkunft hatten (tatsächlich hatten wir es zu spät festgestellt, um die Buchung noch zu ändern). Das Haus und das Apartment waren aber sehr schön, mit eigener Veranda und Blick in den Garten. Der Vermieter bot uns auch Abendessen an, aber wir wollten ja noch nach Las Terrazas. Dorthin sind wir dann mit dem Taxi gekommen (vom Radfahren hatten wir für diesen Tag genug und wir wollten keinesfalls im Dunkeln fahren).
Tatsächlich war der Ort etwas enttäuschend. Angeblich das erste „Ökodorf“ in Kuba war es in unseren Augen eher etwas lieblos angelegt mit reichlich Beton. Gegessen haben wir dann in einem vegetarischen Restaurant, von dem alle Reisführer schwärmen. Wir waren allerdings nur mäßig begeistert. Die interessantesten Sachen der Karte gab es nicht und was wir dann schließlich bekamen, war zwar ganz hübsch anzusehen, aber doch eher geschmacksneutral (um das Wort fade zu vermeiden).
Bis wir vom Taxi wieder abgeholt wurden, sind wir noch ein wenig durchs Dorf geschlendert und haben auf der Terrasse des „Restaurants“ am See noch einen (eher mäßigen) Mojito getrunken.
Am nächsten Morgen ging es dann nach einem ganz ordentlichen Frühstück, das uns auf „unserer“ Veranda serviert wurde, eine halbe Stunde früher los Richtung San Diego de los Baños, eine Strecke von etwas mehr als 80 km. Hört sich nicht nach allzu viel an, aber der vorherige Tag mit den ungewohnten Rädern (und der etwas hakeligen Schaltung) steckte uns schon in den Knochen, so dass wir nur schlecht vorankamen.
Allerdings war vor allem der Strecke durch das Naturschutzgebiet ie friedlichste Tour, die wir jemals gemacht haben. Alle 10 Minuten ist uns vielleicht ein anderer Verkehrsteilnehmer begegnet, die Sonne war gerade erst aufgegangen, rechts und links Wälder mit erwachenden Vögeln, einfach nur toll.
Vor allem mit dem Thema „Essen“ haben wir uns schwergetan. Unterwegs konnten wir (abgesehen von mehr Bananen) nichts finden. Glücklicherweise hatten wir am Vortag ein paar (ziemlich trockene) salzige Kekse und einige Nüsse gekauft, so dass wir einigermaßen klarkamen.
In San Diego angekommen wurde uns gleich von einem Einheimischen erklärt, wo das Hotel liegt, das wir gebucht hatten. (Nicht, dass das notwendig gewesen wäre: Komoot als Routing-App war schon ziemlich hilfreich. Überhaupt hat die Technik ziemlich gut funktioniert. Auf der Lenkertasche hatte ich eine Solarzelle mit einem Pufferakku über den das Telefon geladen wurde, so dass wir keinerlei Energieprobleme in dieser Hinsicht hatten.)
Das Hotel war auf den ersten Eindruck (und leider auch den zweiten und dritten) ziemlich laut. Das Highlight war der Pool, an dem Musik in einer unerträglichen Lautstärke abgespielt wurde und auf den wir von unserem Zimmer (laut Reiseführer das beste) ungehinderten Blick hatten. Genauso wie auf die Terrasse des Restaurants, auf der eine niederländische Reisegruppe am Abend bei Live-Musik ausgiebig „feierte“.
Dadurch, aber auch wegen der Anstrengung der beiden Tage in Verbindung mit der Hitze und zu wenig Essen, war die Nacht nur wenig erholsam, so dass wir am folgenden Morgen beschlossen, die nächste Etappe mit dem Taxi zurückzulegen. Leider war das einfacher gesagt als getan. Es dauerte drei Stunden (und die tatkräftige Hilfe der Frau an der Hotelrezeption), um jemanden zu finden, der uns bringen konnte. Er sollte noch einmal drei Stunden später kommen.
Diese Zeit haben wir genutzt, um in den nahegelegen Erholungspark „La Güira“ zu fahren. Ganz nett, aber keinesfalls eine Reise wert.
Eine Stunde später altangekündigt kam dann der Fahrer mit einem 50er-Jahre Plymouth ohne die offensichtliche Möglichkeit Fahrräder zu transportieren, die dann mehr schlecht als recht im Kofferraum verstaut wurden. Unser Gepäck kam auf den Beifahrersitz.
Auf dem Weg nach Viñales sind wir dann noch bei ihm zuhause vorbeigefahren (der Grund wurde uns nicht so recht klar), wo wir immerhin noch Kaffee angeboten bekamen (ziemlich süß, aber nicht schlecht).
In Viñales hatten wir eine Hütte auf einem Campismo (eine Art Campingplatz mit Hütten) gebucht (wir wollten alle Übernachtungsmöglichkeiten ausprobieren). Allerdings stellte sich das schnell als Fehlentscheidung heraus. Neben dem Lärm vom Pool (mit angekündigter Live-Musik am Abend) gab es fließendes Wasser nur von 6 – 7 Uhr, morgens und abends. Das war uns dann doch etwa zu schlicht, so dass wir die 4 km nach Viñales zurückfuhren, um zu versuchen ein freies Zimmer in einer Casa Particular zu bekommen. Wir hatten den Taxifahrer angerufen wegen einer Empfehlung, die er uns auch geben konnte. Leider war dort besetzt, aber zwei Häuser weiter war ein Zimmer frei, in dem wir uns dann auch ganz wohl fühlten. immerhin wollten wir zwei Nächte bleiben, um wenigstens einige der Highlights des Ortes mitzunehmen.
Am ersten Abend haben wir dann (es war wegen der vielen Verzögerungen doch schon ziemlich spät geworden) in den Ort gelaufen, haben uns dort etwa umgesehen und sind dann ganz ordentlich Essen gegangen (das Angebot dort ist fast unüberschaubar).
Am nächsten Tag sind wir dann mit dem Fahrrad losgezogen, um das Viñalestal ein wenig zu erleben. Die großen Sehenswürdigkeiten, insbesondere die Höhlenbesuche, haben wir uns geschenkt. Wir müssen einfach noch mal zurückkommen …
Der Rundkurs um den zentralen Mogote (Kegelfelsen, die aus der Flachen Landschaft aufragen) war dann auch wirklich sehr schön, wenn es auch etwas anstrengend war, den vielen Reitern auszuweichen, denen wir begegneten. Von Tabak war (wegen der Jahreszeit) nur wenig zu sehen, aber auch so haben wir uns nicht gelangweilt. Zum Abschluss haben wir noch das „berühmte“ Mural de Prehistoria angesehen, ein Wandgemälde in leuchtenden Farben, dass die Evolutionsgeschichte darstellen soll und 1961 entstanden ist.
Den Rest des Tages haben wir dann Touristen gespielt und sind ein wenig durch Viñales gebummelt (mit einer Stunde „Pause“, um in der Bank Geld zu wechseln). Dort haben wir ein paar Andenken (natürlich wieder eine Maske) erstanden und haben wieder einige sehr interessante Bilder nicht mitgenommen.
Beschlossen haben wir den Abend auf der Dachterasse eines Restaurants, wo wir verschiedene Drinks (unsere letzten auf Kuba) ausprobiert und den Sonnenuntergang genossen haben.