Der Politik Ecuadors die Feiertage an den Rand der Woche zu verlegen, hatten wir ein erneutes langes Wochenende zu verdanken. Getreu dem Motte „Ohne gefroren zu haben ist es kein richtiges Weihnachten“ haben wir in der Chimborazo Lodge eingemietet, um dort auf 4000 m ein wenig Ruhe zu finden und endlich einmal wieder zu wandern. Wie üblich sind wir erst mittags am ersten freien Tag losgefahren (der Vormittag gehört der Arbeit), so dass wir erst am Nachmittag da waren (3 Stunden Fahrt für 225 km!). Auf dem Weg zur „Lodge“, die Marco Cruz, einem der bekanntesten Bergsteiger Ecuadors gehört, hatten wir mit ziemlich viel Nebel zu kämpfen, was zusammen mit dem schlechten Straßenzustand, den Kurven und den unbeleuchteten anderen Fahrzeugen nicht gerade für Spaß an der Fahrt gesorgt hatte (nicht dass die Autobahn in der Sonne viel besser gewesen wäre). Trotzdem hatten wir Glück und die Sonne schien bei unserer Ankunft, so dass wir nach dem Einchecken und nachdem wir unser Gepäck in unser Zimmer gebracht hatten, noch ein wenig spazieren gehen und die Wärme des Sonnenscheins genießen konnten. In der Nähe graste eine Alpaka-Herde und mit dem Chimborazo im Hintergrund (6370 m) war der Anblick kaum beschreibbar.
Zurück in unserem Zimmer mussten wir feststellen, dass der kleine Heizkörper (sic!) nur wenig gegen die Kälte ausrichten konnte, trotz der noch ungewöhnlicheren Doppelverglasung. Aber wir waren ja vorbereitet, so dass wir einfach einen weiteren Pullover übergezogen haben.
Das Abendessen gab es im Haupthaus „Estrella de Chimborazo“ nach einer am Chimborazo endemischen Kolibriart). Dort brannte ein großer Kaminofen (natürlich nicht der Ofen, sondern das Holz darin), so dass es sich gut aushalten ließ. Die Wände und praktisch jede freie Fläche ist dort voller Ausrüstungsgegenstände zum Bergsteigen sowie Fotos von Bergbesteigungen und -steigern. Ziemlich beeindruckend. Was man von dem Essen nicht unbedingt sagen konnte. Nicht wirklich schlecht, aber doch eher mäßig (vor allem bei dem Preis von 150$ pro Nacht). Die größte Überraschung war dann, dass mein Schulleiter mit seiner Frau und noch anderen Leuten (zum Teil aus der Schule) auch dort auftauchte. Nicht direkt unangenehm, aber auch nicht der Abstand zur Arbeit, den wir gesucht hatten. Wir sind dann ziemlich früh schlafen gegangen nachdem wir im Aufenthaltsraum unseres Hauses mit vier Zimmern noch ein wenig vor dem Kamin gelesen hatten. Leider sind die Wände dort dünn, so dass wir durch die anderen Gäste, die den Raum nach uns nutzten zum Weintrinken und entsprechender Geräuschkulisse bald wieder gestört wurden.
Am nächsten Morgen nach einer sternklaren Nacht zog dann ziemlich dichter Nebel auf. Wir sind trotzdem wie vereinbart um 7 Uhr zum Frühstück gegangen, da wir eigentlich früh los wollten, um zum „Templo Machay“, einer Höhle, die seit langer Zeit von den Ureinwohner als Kultstätte genutzt wird, zu wandern. Von unten und bei gutem Wetter sah die Tour gut machbar aus.
Zum Glück verzog sich der Nebel dann gegen 8, so dass wir uns schnell auf den Weg machten, um das gute Wetter zu nutzen. Das dann tatsächlich auch fast eine halbe Stunde anhielt, um dann wieder in Nebelschwaden mit einzelnen hellen Stellen zurückzuwechseln. Dadurch wurde das Finden des Weges, der nur hin und wieder mehr oder weniger gut markiert war, nicht gerade einfacher. In der Lodge hatten sie uns gesagt, dass es leicht sei, ihm zu folgen. Wir fragten uns, was sie sich dann unter „schwierig“ vorstellten. Jedenfalls haben wir dann mit der einen oder anderen Abweichung vom Weg doch immer wieder geschafft, zurückzufinden. Allerdings rächte es ich, dass wir schon längere Zeit nicht mehr in der Höhe unterwegs waren: Uns ging doch ziemlich schnell die Puste aus und wir mussten alle 100 m kurz verschnaufen. Unterwegs wussten wir auch nicht so genau, ob es ein Vor- oder ein Nachteil war, dass die Sonnen nicht schein – wir waren auch so schon schweißgetränkt (bei ein paar Grad über Null). Als wir noch etwa (geschätzt) 500 m zu laufen hatten (allerdings ziemlich steil bergauf) beschlossen wir erst einmal eine Mittagspause zu machen, um danach zu entscheiden, ob wir den Rest der Strecke auch noch gehen oder umkehren wollten. Zum Ende dieser Pause wurde das Wetter noch schlechter und es begann (leicht) zu regnen, so dass wir das Risiko, im Nebel und Regen weiterzuwandern lieber nicht eingingen.
Der Rückweg war dann zwar bergab, so dass wir besser vorankamen, aber den Weg zu finden war (auch wenn wir ihn eigentlich schon gegangen waren und sogar manchmal unsere Spuren wiederfanden) nicht gerade trivial. Vor allem hatten wir jetzt Gegenwind zum Teil mit Regen, so dass wir die Strecke als durchaus herausfordernd empfanden. Trotzdem waren wir schon gegen halb zwei zurück. Wir hatten angesichts des schlechten Wetters wenig Lust, den Nachmittag und den Abend in der Lodge zu verbringen. Gemütlich fanden wir es nicht gerade. Darum beschlossen wir, einen Tag früher nach Hause zu fahren, so dass wir die Nacht in unserem Bett (und in Ruhe) verbringen sowie am Sonntagmorgen ein anständiges Frühstück bekommen konnten.