Guayaquil spontan

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Inzwischen haben wir uns an die Unwägbarkeiten unseres Lebens in Ecuador so einigermaßen gewöhnt. Die letzte „Überraschung“ war die Rückverlegung des Feiertags zum Tag der Arbeit vom 30. April auf den 1. Mai Laut Gesetz müssen Feiertage auf Montag oder Freitag verschoben werden, um „die Tourismusbranche zu unterstützen“. De facto gibt es aber immer wieder Schwierigkeiten, zuletzt am 6. Dezember.  Jetzt also die Erkenntnis, dass ein internationaler Feiertag nicht einfach so zu verlegen ist. Allerdings war der Montag immer noch frei, auch wenn die privaten Arbeitgeber ihn als Arbeitstag hätten ansetzen können. Erfahren haben wir davon am Donnerstag letzter Woche!
Da zusätzlich unser Besuch der Deutschen Schule Caracas (zumindest vorerst) ausgefallen ist (und zwar nicht wegen der politischen Lage, sonder wegen Kommunikationsschwierigkeiten), lag plötzlich ein langes Wochenende vor uns.

Wir haben uns dann kurz entschlossen (zu zweit) auf den Weg nach Guayaquil gemacht, mit dem Auto und nicht dem Flugzug. Zum einen aus ökologischen Gründen, Autofahren ist dann doch ein wenig umweltfreundlicher, vor allem aber weil wir das Fliegen inzwischen ziemlich satt haben. Ewig am Flughafen rumhängen und dann im Flugzeug eingesperrt und zu allem Überfluss nichts vom Land sehen.
Guayaquil ist zwar nicht so ganz um die Ecke (425 km), aber in 7 Stunden ganz gut zu erreichen.

Sowohl die Hin- als auch die Rückfahrt, für die wir verschiedene Strecken gefahren sind, waren landschaftlich interessant bis spektakulär. Insbesondere das Stück von Babahoyo über Guaranda nach Ambato auf der 491 hat sich gelohnt: Steile Serpentinen mit wenig Verkehr und tollen Ausblicken zu Beginn und zum Schluss den Chimborazo mit eingesprengten Vicunas, die in kleinen Trupps am Straßenrand zu sehen waren.
Aber auch die Fahrt durch die Ebene mit den lange vor Guayaquil beginnenden Reisfeldern hatte ihren Reiz.

Guayaquil selbst hat uns positiv überrascht. Insbesondere der Malecon, die Uferpromenade am Rio Guayas , hat schon fast europäisches Flair, nicht zuletzt durch einen recht großen und gut angelegten Park, in dem man sich wirklich gut aufhalten kann, ganz anders als wir es aus Quito kennen. Überall stehen Bänke (im Schatten), von denen man über den Fluss schauen und sich ausruhen kann (was bei der Hitze dort immer mal wieder nötig ist.) Außerdem bekommt man an verschiedenen Stellen auch mal einen Kaffee oder kann etwas essen. So etwas haben wir hier bisher nicht erlebt. Aufgefallen ist uns auch die Sauberkeit dort. Überall waren Reinigungskräfte (und Security) unterwegs.
Die Stadt selber ist (nach unserem kurzen Eindruck) nicht viel anders al andere größere Städte hier auch, ein wenig heruntergekommen mit wenig attraktiver Architektur. Leider ist dann doch wieder der ecuadorianische Geist durchgeschlagen, so dass alle Museen und viele Geschäfte (auch im historischen „Künstlerviertel“ Las Peñas, in dem es einige Galerien gibt) geschlossen hatten. In Las Peñas hatten wir auch einen interessanten Antiquitätenladen gefunden, in dessen Fenster ein Kronleuchter hing, der uns gut in das neue Haus, das wir im Sommer beziehen, zu passen schien. Aber: Geschlossen! Man muss es nicht verstehen.

Statt des Museumsbesuchs sind wir dann in der Mittagshitze zum Zentralfriedhof gelaufen. Dieser Weg hat sich trotz des reichlich geflossenen Schweißes eindeutig gelohnt. Es ist schon beeindruckend zu sehen wie viel Aufwand für einige der Gräber getrieben wurde. Aber auch die kleineren „Grabstellen“ waren zum großen Teil sehr gepflegt und wurden offenbar regelmäßig besucht.

Am besten hat uns aber gefallen, dass wir sowohl morgens früh als auch noch spät abends draußen sitzen konnten, ohne uns dick einzupacken. das Klima in Quito ist ja wirklich phantastisch, aber manchmal wünschen wir uns dann doch ein gemütliches Frühstück auf der Terrasse.

Allein deswegen werden wir die Reise noch einmal unternehmen.

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